Am 17. Mai 2025 haben wir als Amnesty Hochschulgruppe Mainz am IDAHOBITA* teilgenommen – dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Asexuellenfeindlichkeit.
Bei der Kundgebung auf dem Mainzer Marktplatz hielten zwei unserer Mitglieder*innen eine Rede über die aktuelle Situation von LGBTIQA+ Personen in Europa und waren mit einem Infostand vertreten.
Begleitet wurde der Abend durch den Chor „Queerubim“, eine Gedenkminute für queere Opfer von Gewalt und den anschließenden ökumenischen Gottesdienst in der Karmeliterkirche.
Wir danken allen, die mit uns gemeinsam ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Menschenrechte gesetzt haben.
#IDAHOBITA2025 #AmnestyMainz #QueerRightsAreHumanRights
Wir haben diese Rede geschrieben und gehalten:
Liebe Mitmenschen, wir sind von der Amnesty International Hochschulgruppe Mainz, und wir sind heute hier, um Queerness in all ihrer Vielfalt zu feiern – und um gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen. Wenn ich in eure Gesichter blicke, sehe ich unzählige Gründe, stolz zu sein. Ich sehe in euch das Bild einer bunten Gesellschaft, die auf Respekt und gegenseitige Fürsorge baut – einer Gesellschaft, die Unterschiede nicht trennt, sondern als Stärke begreift. Ob du heute für deine eigenen Rechte einstehst oder dich solidarisch für die Würde und Anerkennung anderer engagierst: Du bist ein unverzichtbarer Teil dieser Bewegung. Ihr alle gebt uns Hoffnung für die Zukunft – darauf sollt ihr wirklich stolz sein!
Aber während wir feiern, dürfen wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir leben nämlich in einer Welt, in der Liebe, Fürsorge und selbst „Toleranz“ keine Selbstverständlichkeit sind. Im Gegenteil: Queere und andere marginalisierte Gruppen werden oft dämonisiert oder sogar kriminalisiert. Wir als Amnesty betonen deshalb, dass die Rechte queerer Menschen selbst in Europa weiterhin gefährdet sind.
Queere Menschen haben schon viel erreicht – für sich selbst und für unsere Gesellschaft. Aber viele dieser Erfolge sind noch jung – und entsprechend zerbrechlich. Die Ehe für alle in Deutschland gibt es noch keine zehn Jahre. Bis heute wird sie von Rechtsextremen und anderen infrage gestellt. Die Anerkennung von Trans – und Intermenschen ist erst seit 2019 gesetzliche Realität in Deutschland. Und das Selbstbestimmungsgesetz für Trans- und Intermenschen gilt noch nicht einmal ein Jahr – und schon wird es von Konservativen, wie Friedrich Merz, unserem neuen Bundeskanzler angegriffen. Fortschritt wird nicht von sich selbst angetrieben. Er muss jeden Tag von uns erkämpft und verteidigt werden.
Schauen wir über unsere Grenzen, sehen wir, wie schnell Rechte wieder verloren gehen können. Die USA liefert heute viele erschreckende Beispiele. Aber auch hier in Europa erleben wir Rückschritte – zum Beispiel in Ungarn. Im Herzen unseres Europas. Dort wird gezielt Hass geschürt: Queere Menschen werden als „Gefahr für Kinder“ diffamiert, um ihnen ihre Rechte abzuerkennen. 2020 wurde Trans- und nicht-binären Menschen in Ungarn die Möglichkeit genommen, ihren Geschlechtseintrag zu ändern. 2021 hat die Regierung ein Gesetz erlassen, das Darstellungen von queeren Inhalten in Schulen, Büchern, Medien und Werbung massiv einschränkt – alles, was Minderjährige erreichen könnte, ist verboten. Und seit diesem Jahr werden Pride-Veranstaltungen mit strengen Auflagen belegt oder ganz verboten.
Stellt euch das mal vor: Unsere heutige Versammlung – so bunt, so laut, so sichtbar wie wir doch sind – wäre in Ungarn kaum noch möglich. Wir dürften nicht offen für unsere Rechte eintreten, ohne Drohungen, Verbote oder Repressionen zu riskieren. Das macht es umso wichtiger, dass wir uns heute hier versammeln. Denn wir alle stehen nicht nur für unsere eigenen Rechte ein – wir kämpfen für die Rechte aller queeren Menschen weltweit!
Hoch die internationale Solidarität!
Unser Kampf gegen Unterdrückung und Diskriminierung darf keine Grenzen kennen – nicht zwischen Nationen, nicht zwischen Generationen oder unter uns selbst. Wir dürfen nicht vergessen, wie viele weitere marginalisierte Gruppen mit ähnlichen Mitteln unterdrückt werden. Überall dort, wo das bestimmten Personengruppen Recht auf Existenz, Selbstbestimmung oder gesellschaftliche Teilhabe aberkannt wird, müssen wir Solidarität und Wehrhaftigkeit zeigen. Denn, wenn Unrecht totgeschwiegen wird, sind wir alle gefährdet. Deshalb rufen wir als Amnesty International nicht nur zu internationaler, sondern auch zu intersektionaler Solidarität auf.
Hoch die intersektionale Solidarität!
Danke, dass ihr da seid. Bleibt laut, bleibt sichtbar, und passt aufeinander auf!